Die 8e auf historischer Spurensuche: Arminia Bielefeld im Nationalsozialismus

Friedhelm Schäffer ist pensionierter Geschichtslehrer und hat die Geschichte des Fußballvereins zur Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) erforscht. Er führte die Klasse 8e am 5. März durch den Bielefelder Westen und berichtete von seinen Forschungsergebnisse, zeigte alte Fotos und bedeutsame Orte. „Mich hat erschrocken, dass Plätze, die den Menschen wichtig waren und ihnen sicher erschienen, so grausam werden konnten“, sagt Chinazam im Nachklang des Historischen Rundgangs. Tatsächlich sprach Herr Schäffer von „bösen Orten“, die zuvor ganz harmlos und normal waren: Die Bar Celona, die seit über 100 Jahren eine Gaststätte ist, wurde in der Nazizeit zum Inhaftierungslager für jüdische Mitbürgerinnen und -bürger. Von hier wurden Menschen in die Konzentrationslager deportiert. Und das Stadion, die „Alm“, heute „Schüco Arena“: Juden, die zuvor gut in die Stadtgesellschaft integriert und anerkannte Bürger waren, wurde plötzlich der Zutritt zum Stadio verwehrt – weil sie Juden waren. Ihnen wurde sämtlicher Besitz weggenommen – und auch ihre Würde.

Ein Schüler sagte nach dem Rundgang: „Ich persönlich fand die Geschichte von Julius Hesse interessant, aber auch erschreckend.“ Julius Hesse war Vereinspräsident und rettete den Verein 1909 aus einer schwierigen finanziellen Situation. Ab 1933 hatte das Ehepaar Hesse unter dem Terror der Nazis zu leiden. Beide wurden 1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt bzw. Ausschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden. Ihren Töchtern Lore, Ruth und Anneliese gelang die Flucht ins Ausland, wo sie die Nazi-Zeit überlebten. Heute stellt sich der Verein Arminia Bielefeld dieser Geschichte: Im Mai 2021 wurde der Julius-Hesse-Platz im Rücken der Westtribüne eingeweiht: Der DSC Arminia Bielefeld gedenkt seiner verfolgten und ermordeten jüdischen Mitglieder. Ihre Leidenswege stehen exemplarisch für alle Menschen im In- und Ausland, die während der Zeit des Nationalsozialismus ausgegrenzt, in die Emigration getrieben, gequält und getötet wurden. Der DSC Arminia lehnt jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus entschieden ab und setzt sich aktiv für Toleranz und Menschenwürde ein.

„Ich hätte nicht gedacht, dass das Arminia-Stadion eine solche Geschichte hat. Und mir war nicht bewusst, was damals in Bielefeld passiert ist.“ Das sagte eine Schülerin nach dem Rundgang. Und Fabian zieht ein Fazit: „Ich fand den Ausflug toll. Ich finde es wichtig, dass diese Geschichte nicht vergessen wird, und dass es Menschen gibt, die sich aktiv damit beschäftigen. Gerade die Geschichte der kleineren und unbekannten Städte wird häufig vergessen.“

Christoph Müer